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Oktober 2014 – Trans-Himalaja

Wieder in Indien!

Trans-Himalaja
Trans-Himalaja

Bei den letzten Besuchen war Indien entweder Beginn oder Wendepunkt unserer Reise. Diesmal wollen wir den Norden des Landes - den Indischen Himalaja sowie Sikkim, Dargeeling und die Nordostprovinzen - durchqueren, um dann weiter über China nach Südostasien zu fahren. 

Indien, das Land der extremen Gegensätze, von dem man fasziniert ist und das man immer wieder besucht oder das man einmal und nie wieder bereist. Wir sind mit unserem dritten Indienbesuch da eher Wiederholungstäter, wissen aber auch, dass man als Reisender in Indien viel Zeit und Nerven wie Drahtseile braucht und dass man die europäische Brille weit weglegen muss. Ja, wir sind wieder in „Incredible India“.

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Inderin in Mumbai
Inderin in Mumbai

Flächenmäßig ist Indien das siebgrößte Land der Erde und wird nicht umsonst als „Subkontinent“ bezeichnet. Vom Himalaja bis zum Indischen Ozean umfasst es mehrere Klimazonen und eine Vielfalt an Landschafts- und Vegetationsformen. Lebten 1951 noch 351 Mio. Menschen in Indien, so sind es heute schon über 1,2 Mrd. Das blieb nicht ohne Folgen. Seit unseren letzten Besuchen erlebt das Land einen immer schnelleren Wandel von der genügsamen Selbstversorger–Mentalität hin zu einer mehr westlich und konsumorientierten Gesellschaft. Doch die schöne Glitzerwelt Bollywoods lässt sich nur für einen kleinen Teil der Inder realisieren. Trotz boomender „Cyber-Großstädte“ sind in vielen Landesteilen Probleme wie Analphabetentum, Slums, Korruption, eine desolate Infrastruktur mit täglichen Stromausfällen, Überbevölkerung, schmutziges Trinkwasser und der allgegenwärtige Müll und Dreck bis heute nicht gelöst. Auf der anderen Seite die Bilder des „ewigen Indiens“: Frauen in den bunten traditionellen Saris sowie die geschäftigen, quirligen Basare. In Indien steht das spirituell geprägte Alltagsleben in krassem Gegensatz zu unserem eher weltlich orientierten Lebensstil. Aber die vielen Religionen, die in Indien nebeneinander existieren, sind leider oft auch Anlass für blutige Auseinandersetzungen.

Wir haben das Gefühl, dass das für die westliche Welt oft ungerecht erscheinende Kastensystem langsam „aufgeweicht“ wird. So sind zunehmend eine gute Ausbildung und Leistung für die Vergabe des Arbeitsplatzes entscheidend und nicht mehr die Kaste. Häufig treffen wir junge Großstadt-Inder, die schon viel Geld verdienen und sich im eigenen Land einen Urlaub leisten können. Um uns „wirtschaftlich“ einzuordnen, ist ihre erste Frage meist, was das Auto kostet und was wir in Deutschland arbeiten und verdienen.

Die größte Herausforderung ist und bleibt für uns aber der chaotische Autoverkehr. „HORN PLEASE“ – das steht in großen Lettern am Heck eines jeden LKWs und wer in Indien über Land unterwegs ist sollte eines beherzigen: Die Hupe ist genauso wichtig wie das Gaspedal. Ist die Hupe kaputt, dann sollte man das Auto gleich stehen lassen. Das „Kastensystem“ der indischen Straße besagt, dass Busse und LKWs alle Rechte haben und bei gefährlichen Überholmanövern werden kleinere Fahrzeuge regelrecht von der Straße gedrängt. Aber wir müssen auch feststellen, dass man viele neue Straßen gebaut hat, um den zunehmenden Verkehr in den Griff zu bekommen. Leider führen aber diese gut ausgebauten Straßen immer noch durch Ortschaften, wo es dann zu chaotischen Staus kommt. In Indien spielt sich das Leben auf der Straße ab, wo jeder unterwegs ist – egal wie. Zwischen den unzähligen Fahrrädern, Rikschas, Eselkarren, Tucktucks, LKWs, Motorrollern oder Autos versuchen die Fußgänger noch ihren Weg zu finden. Ein Gewimmel, das so hektisch aussieht und doch geht es vorwärts. Man muss nur immer laut hupen. Überall am Straßenrand gibt es Garküchen, die in großen Töpfen Essen zubereiten und kleine Marktstände, von denen einige auf Karren sogar transportabel sind. Obst und Gemüse ist da so ansprechend aufgetürmt, dass man kaum vorbeifahren kann.

 

Verkehrschaos
Verkehrschaos

Sind in diesen Ortschaften Bahnübergänge, dann spielen sich dort immer wieder kleine „Verkehrs-Katastrophen“ ab, die kein Polizist lösen kann. Kommt ein Zug und die Schranke geht für den Autoverkehr runter, dann bildet sich nicht etwas eine Schlage, sondern eine Traube von Fahrzeugen, die die komplette Straße auf beiden Seiten dicht macht. Geht die Schranke dann hoch, starten alle Autos gleichzeitig und es geht gar nichts mehr. Jetzt wird wieder gehupt und nach einer Weile lösen sich die Trauben auf beiden Seiten auf und der Verkehr rollt über den Bahnübergang als hätten sich alle wie in Deutschland in einer Schlange angestellt. Und während wir nur staunen, wie das alles funktioniert, lachen die Inder nur und bleiben völlig entspannt.

Goldener Tempel
Goldener Tempel

Zunächst erreichen wir nach dem Grenzübergang zwischen Pakistan und Indien bei Wagha die Stadt Amritsa mit dem größten Heiligtum der Sikhs, dem Goldenen Tempel. Täglich kommen bis zu hunderttausend Pilger hierher und umrunden den See bevor sie in die eigentliche Tempelanlage gehen, wo sich das heilige Buch der Sikhs befindet. 

Da die letzten Ausläufer des Monsuns im Flachland immer noch zu spüren sind und uns tropische Temperaturen von 36 Grad bescheren, wollen wir schnell in die Berge flüchten. So machten es damals auch die Engländer, die während der Kolonialzeit sogenannte Hillstation (Kurorte in den kühleren Bergen) bauten. Wir erreichen so eine Hillstation in Dharamsala und Mc Leod Ganj, Sitz der Exilregierung des Dalai Lama, im nordindischen Hochland. Seit unseren letzten Besuchen sind noch mehr Hotels mit Wellness und Spa- Angeboten, Yoga- und Ayurveda-Zentren sowie Souvenirläden und Restaurants dazugekommen. Während zivilisationsmüde Westler hier nach Erleuchtung suchen, hat sich Dharamsala zum zweiten Goa entwickelt und indische Geschäftsleute haben die bei westlichen Touristen beliebte „tibetische Kulturromantik“ als lukratives Geschäftsmodell entdeckt. Die Tibeter selbst erscheinen hierbei eher als willkommene Statisten.

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Auf unserem Weg in den indischen Himalaja ist die nächste Hillstation Manali auf 1800 Metern. Manali ist in den letzten Jahren extrem gewachsen und neben dem kleinen Skilift aus dem Jahre 2002 ist eine große Seilbahn gebaut worden, die Touristen auf 3200 Meter bringt. Auch wenn Plakate mit einem Skiparadies werben, so gibt es keine „echten“ Abfahrtspisten. Viele indische Paare verbringen hier ihre Flitterwochen aber keinen Ski- oder Wanderurlaub. Für uns ist Manali ein guter Ort, um einige Tage auszuruhen und alles für die Weiterreise zu ordnen.

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Die warmen Jacken, Schal und Mütze legen wir in unserer Kleiderbox nach oben und die Vorräte werden wieder aufgefüllt. Es kann losgehen in den Indischen Himalaja nach Zanskar, Ladakh und Spiti. Wir waren 2006 schon einmal in dieser Region, allerdings mussten wir damals die Berge schnell verlassen, da ab Ende Oktober die Zufahrtswege geschlossen werden. Die Brücken werden zum Schutz vor Lawinen abgebaut und erst nach dem langen Winter wieder installiert. Bei dieser Reise haben wir zum Glück etwas mehr Zeit als 2006.

Kollision der Kontinentalplatten
Kollision der Kontinentalplatten

Der Himalaja ist ein Hochgebirgssystem, das sich auf einer Länge von 3000 Kilometern von Pakistan über Indien und Nepal bis nach Myanmar erstreckt und eine maximale Breite von 350 Kilometern erreicht. Im Himalaja befinden sich zehn der vierzehn Berge, deren Gipfel über 8000 Meter liegen. Darunter auch der höchste Berg der Erde, der Mount Everest mit 8848 Metern (Nepal). Der Himalaja entstand, als in Pakistan die indische auf die eurasische Kontinentalplatte traf. Auch heute bewegt sich die indische Platte noch mit 5 cm pro Jahr Richtung Norden, was einerseits ein weiteres Höhenwachstum des Himalajas aber auch immer wieder starke Erdbeben zur Folge hat. 

Die indischen Himalajaregionen Jammu-Kaschmir und Himachal Pradesh waren schon vor Jahrhunderten ein schwierig zu überquerendes Gebiet. Händler, Karawanen, Heilige, Missionare und Armeen nutzten hier die uralten Handelswege um Westtibet, Indien und über die nördliche Karakorumroute Zentralasien zu erreichen. Dabei sorgten sie für eine einzigartige kulturelle, ethnische, religiöse und sprachliche Vermischung. Kreuzungspunkt dieser Handelsrouten war die Stadt Leh in Ladakh, die auf 3500 Meter im grünen Indus-Tal liegt. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier noch reger Handel mit Teppichen, Filzstoffen, Rohseide, Salz aus Tibet, Getreide, Trockenobst und Kaschmirwolle getrieben. Ladakh gilt als die Wiege des Buddhismus. Klöster mit Gebetsflaggen auf den Dächern sind schon von Weitem zu erkennen, da sie meist auf Hügeln liegen. Mönche in dunkelroten Gewändern und unzählige Stupas prägen das Bild des Buddhismus. Durch die heute unüberwindbare Grenze zwischen Indien, Pakistan und China hat Leh seine Bedeutung als internationales Handelszentrum allerdings verloren. Inzwischen haben viele Inder Leh als Urlaubsziel entdeckt, nachdem hier Filmszenen für Bollywood gedreht wurden und beleben den Ort im hohen Norden Indiens wieder.

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Nach zwei harten Tagesetappen auf dem 450 Kilometer langen „Manali-Leh Highway“ und vier sehr hohen Pässen (Rohtang: 3978 m, Baralacha: 4950 m, Lachlung: 5060 m, Taglang: 5317 m) erreichen wir Ladakh, eine karge Hochwüste auf durchschnittlich 4000 Höhenmetern. Aber dieser Highway ist alles andere als eine asphaltierte Straße, denn 40 Prozent sind durch Erdrutsche und Baustellen in einem Zustand, bei dem wir nur mit 15-25 Kilometer pro Stunde vorwärts kommen. Hinzu kommt in diesem Jahr noch, dass durch die Überschwemmungen in Kaschmir die Versorgung der Flutopfer mit unzähligen LKW-Ladungen auch über diese Route läuft.

Ladakh ist auch heute noch auf dem Landweg schwer erreichbar und Ladakhis sagen deshalb nicht umsonst: „Nach Ladakh kommen nur die besten Freund oder die ärgsten Feinde“. Entschädigt werden wir aber trotz aller Anstrengung immer wieder durch eine grandiose Natur. Wer mit dem eigenen Fahrzeug in dieser Region unterwegs ist, muss unbedingt die schlechte Versorgung mit Benzin und Diesel im Auge behalten. Taxis starten in Manali immer mit zusätzlichen Kanistern. Wir sind froh, 210 Liter Diesel transportieren zu können. Auf den steilen Passstraßen müssen wir in den großen Höhen oft in Geländeuntersetzung fahren, was bei unserem schweren Auto schon mal einen Verbrauch von bis zu 30 Litern auf 100 Kilometern bedeutet. Als wir in Leh ankommen, sind wir froh unsere tibetischen Freunde wieder zu treffen, die uns herzlich bei sich aufnehmen. Zur Begrüßung bekommen wir nicht nur den traditionellen weißen Khadag (Glücksschal) um den Hals gelegt, sondern auch unser Auto wird mit so einem Schal an der Stoßstange bedacht. Eine wirklich nette Geste.

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Der Highway von Manali nach Leh, der erst seit 1989 für Touristen geöffnet ist, ist vor allem für das Militär wichtig, denn die Inder kontrollieren hier die sogenannte „Line of Control“ zu Pakistan und China. Und das machen sie mit einem chaotischen Aufwand, der kaum zu überbieten ist. Hier liegt auch das höchste Gefechtsfeld der Welt auf dem Siachen-Gletscher. In eisigen Höhen zwischen 6000 bis 7000 Metern stehen sich die pakistanischen und indischen Truppen seit Jahrzehnten gegenüber. Erst kürzlich gab es an dieser Waffenstillstandslinie wieder intensive Feuergefechte mit vielen Toten und Verwundeten. Alle Grenzdörfer wurden daraufhin evakuiert. Alleine die Versorgung der Soldaten kostet täglich über 500.000 Euro und dafür müssen LKWs und Tanklaster in Kolonnen Tag ein Tag aus hin und herfahren. Dabei haben manche Inder aus Südindien das erste Mal Schnee gesehen und stellen dann fest, wie kalt dieser ist. Aufgrund der frostigen Temperaturen (bis -40 Grad) und Blizzards sowie durch Schneelawinen stirbt auf indischer Seite alle zwei Tage ein Soldat. Wir sind etwas irritiert, dass die Armeecamps in den Bergen noch größer geworden sind. Eine Entspannung scheint nicht in Sicht zu sein. Bei all dem Nachschub hat man allerdings vergessen, die Militärfahrzeuge mit Abschleppseilen und Schaufeln auszurüsten. Zweimal müssen wir bei der Armee Pannenhilfe mit unseren Bergegurten und Starthilfekabeln leisten.

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Auch wenn Ladakh seit 1974 für den Tourismus freigegeben wurde, so gibt es immer noch Regionen, für deren Besuch man eine Sondergenehmigung benötigt. Diese Regionen liegen im Grenzgebiet zu China (Tibet) beziehungsweise Pakistan und außer den Einwohnern und der Armee hat die indische Regierung dort lange niemanden hineingelassen. Ausgestattet mit einem Stapel Fotokopien von einer Sondergenehmigung für die diversen Armeekontrollpunkte, fahren wir zuerst über einen der höchsten Pässe der Welt (5359 Meter laut GPS) ins Nubra- und Shyok-Tal. Über diesen Pass sind damals auch die Karawanen Richtung Norden nach Tibet und weiter ins heutige Xinjiang gezogen. Bei den Geröllfeldern fast unvorstellbar, aber ein Schild weist auf diesen sehr abenteuerlich anmutenden Weg hin.

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Die beiden sehr beschaulichen Täler laden einige Tage zum Verweilen ein. Auf unserem Weg liegen viele Klöster, wobei uns das Deskit-Kloster aus dem 14. Jh., das hoch auf einem Felsen gebaut wurde, am meisten fasziniert hat. 70 buddhistische Mönche leben noch in diesem Kloster und Besucher sind immer willkommen. Vom Dach des Klosters hat man einen weiten Blick ins Tal und auf die große Maitreya-Statue (Buddha der Zukunft), die auf dem Nachbarfelsen thront. Unterhalb des Klosters liegt der Ort Hunder, wo sich durch Wind und Erosion auf 3000 Meter Höhe Sanddünen gebildet haben, die einer kleinen Sahara gleichen. Die baktrischen Kamele vor den schneebedeckten 7000 Meter hohen Bergen bilden eine sehr interessante Hintergrundkulisse. Mittlerweile ist es Touristen erlaubt im Shyok-Tal bis nach Turtok zu fahren. Dieser Ort liegt nur 7 Kilometer von der pakistanischen Grenze entfernt. Aber selbst den Menschen, die hier leben, ist es nicht erlaubt Familienangehörige, Freunde oder Bekannte auf der anderen Seite der Grenze zu besuchen. Am Ende des grünen Nubra-Tals liegt der oben erwähnte Siachen-Gletscher. Unsere Sondergenehmigung erlaubt uns aber nur 40 Kilometer in dieses Tal zu fahren.

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Unser nächstes Ziel ist der Tso Moriri, ein Bergsee auf 4400 Meter Höhe. Die Piste dahin am Ufer des Indus ist mal wieder lang und sehr staubig aber landschaftlich dafür einmalig schön. Bei dem Ort Mahe müssen wir das Indus-Tal allerdings verlassen, um nicht illegal nach Tibet einzureisen. Aber bei den vielen indischen Grenzsoldaten ist das sowieso nicht möglich. Der Indus hat seinen Ursprung am heiligen Berg Kailash in Tibet und fließt über Pakistan ins Arabische Meer. Nach einer frostigen Nacht am Tso Moriri ist unsere Wasseranlage eingefroren und wir müssen vor der Weiterfahrt die wärmenden Sonnenstrahlen abwarten, bevor alles trocken und aufgetaut ist. Auch den Khampa-Nomaden wird es hier langsam zu kalt und viele haben ihre Zelte schon abgebrochen.

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Wir verlassen Ladakh und fahren 500 Kilometer über hohe Pässe zurück bis in das ehemalige Königreich Spiti. Ursprünglich hatten wir geplant über Jammu und Srinagar nach Leh zu fahren, um nicht zweimal das Zanska-Gebirge zu queren, aber die Straße Richtung Srinagar war wegen der starken Überschwemmungen gesperrt. Das heißt für uns, noch einmal über die schlechte, staubige Piste mit unzähligen Baustellen und langen Militärkonvois zu fahren, was sehr an unseren Nerven zehrt.

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Das Spiti Tal, das unmittelbar an Tibet angrenzt, gehörte neben dem oberen Lahaul-Tal und Zanska einst zum Königreich Guge. Zur Blütezeit der Seidenstraße (10. und 11 Jh.) war Spiti das Zentrum des Buddhismus im Himalaja und lag am Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege. Mit dem Einmarsch der Chinesen in Tibet im Jahr 1949 wurden die kulturellen Verbindungen nach Spiti abgebrochen. Heute kann man die tibetische Kultur und Lebensart in Spiti noch erleben, da sie im Gegensatz zum „chinesischen“ Tibet, nicht zerstört wurde. Überall im Spiti Tal sind prächtige Klöster, Stupas und Wälle aus Mani-Steinen anzutreffen. Das Key-Kloster ist das älteste Kloster in Spiti und wurde spektakulär auf einer Höhe von 4270 Metern gebaut. 

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Spiti liegt auf über 3700 Metern in einem sehr trockenen Hochtal, das nicht mehr von dem Monsun aus dem indischen Tiefland erreicht wird. Doch der globale Klimawandel ist auch hier angekommen und in den letzten Jahren kam es im Sommer immer häufiger zu kräftigen Regenfällen, was Erdrutsche und Überschwemmungen zur Folge hatte. So werden viele Häuser nicht mehr mit den traditionellen Flachdächern aus Stroh und Lehm gebaut, sondern haben ein regensicheres Wellblechdach. Im Winter ist Spiti wegen der starken Schneefälle fast acht Monate von der Außenwelt abgeschnitten. Man kann Spiti nur über das Kullu-Tal oder über den Sutlej-Canyon aus dem Flachland erreichen. Wir erleben Spiti zur Erntezeit, wo die Menschen auf den Feldern arbeiten und sich auf den langen Winter vorbereiten.

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Unser nächstes Ziel ist ein Seitental in Spiti, das Chandra-Tal. Die Piste wird noch enger und wir sind froh, dass hier keine LKWs mehr fahren. Ein Ausweichen wäre kaum möglich. Bevor wir unser Camp aufbauen, starten wir zu einer Wanderung zum Moon Lake. Oberhalb des Sees hat man einen traumhaften Blick auf die Gletscher, den Gletschersee und den Chandra-Fluss, der sich tief in das Tal gegraben hat.

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Jedes Jahr im Herbst findet die „Raid De Himalaya“, eine der anspruchsvollsten Rallye-Veranstaltungen im Indischen Himalaja statt. Die Gesamtstrecke der 9-tägigen Rallye beträgt ca. 2200 Kilometer und damit ist die Streckenlänge und die Route fast mit unserer identisch. Nur waren wir 15 Tage unterwegs. In dem Ort Tabo wollen wir auf die Fahrzeuge warten, doch wegen Schneefall am Kunzum-Pass musste die Rallye unterbrochen werden, so dass wir das Spektakel nicht live erleben können. Tabo ist übrigens der Ort, wo sich der Dalai Lama zur Ruhe setzen will. An seinem Altersitz neben dem Kloster wird gerade noch gebaut.

Ausgestattet mit einer weiteren Sondergenehmigung verlassen wir Spiti über Kinnaur Richtung Shimla. Man hat an einem Feiertag extra das Büro der Genehmigungsbehörde für uns geöffnet, um diese Genehmigung auszustellen – in Deutschland wäre das unvorstellbar. Bei unserem letzten Besuch in Spiti war die Straße entlang des Sutlej-Flusses wegen eines großen Erdrutsches gesperrt. Mittlerweile gibt es nach mehrjähriger Bauzeit eine neue Straße, die zu den schönsten und spektakulärsten Straßen im Himalaja gehören soll. Fast 200 Kilometer fahren wir an schmalen Felswänden entlang, wo immer wieder vor Steinschlag gewarnt wird. Nicht zu Unrecht, denn auch auf unserer Frontscheibe landen Steine, was aber ohne größeren Schaden abgeht. Wie instabil die Hänge in dieser Region sind sehen wir, als wir eine riesige, staubige Sandlawine über die Berge umfahren müssen. Dafür brauchen wir weitere zwei Stunden, da die Straße nur einspurig ist und der Verkehr indisch-chaotisch läuft.

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Neue Batterie
Neue Batterie

2000 Kilometer in den Bergen mit insgesamt 11 Passüberquerungen über 4500 Höhenmeter fordern ihren Tribut bei unserem Auto. Eine unserer beiden Exide-Feststoffbatterien muss nach gerade mal 18 Monaten gegen eine indische Traktor-Batterie ausgetauscht werden und alle Schrauben, die sich durch die ewige Rüttelei lockern, müssen ständig nachgezogen werden. Auch wir sehnen uns mal wieder nach einer Dusche und staubfreier Kleidung.

Hatten wir vor zwei Tagen noch Yaks im Hochgebirge, so springen nun im grünen Himalaja-Vorland die Affen um unser Auto herum und Elefanten kreuzen unseren Weg. Hier fallen uns auch wieder die Berge an Müll in den Vororten ins Auge. In den überquellenden Mülltonnen übernehmen die für Hindus heiligen Kühe die Entsorgung. Für uns ist es immer wieder ein Rätsel, wie die Menschen, die hier so sauber gekleidet sind, den Dreck vor der eigenen Tür akzeptieren können. Im Indischen Himalaja sind Plastiktüten seit einigen Jahren verboten. Konsequent wird alles in Papiertüten oder Stoffbeutel gepackt. Vielleicht ein Anfang für eine sauberere Umwelt.

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Wir verlassen den Indischen Himalaja in Richtung der Hillstation Dehra Dun, wo im April 1944 Heinrich Harrer aus dem Kriegsgefangenenlager in Richtung Tibet geflüchtet ist, um dort sieben Jahre zu leben. Wir sind in der letzte Woche in weiten Teilen seiner Fluchtroute gefolgt und verspüren eine große Anerkennung für diese Leistung.

Und so sind wir die insgesamt 3107 Kilometer durch Nord-Indien gefahren:

Routen im Indischen Himalaja
Routen im Indischen Himalaja
Super Service
Super Service

Nach dem problemlosen Grenzübergang an der Westgrenze von Nepal ist unsere erste Station der Bardia Nationalpark, wo wir nun schon zum dritten Mal sind. In dem wunderschönen Forest Hideaway Camp fühlen wir uns fast schon wie zu Hause und können unsere mentalen Akkus mal wieder aufladen. Weil wir für die nächsten Reiseabschnitte nach Südostasien noch drei Visa für Myanmar, China und Thailand benötigen, brechen wir ziemlich schnell in Richtung Kathmandu auf. Zuerst aber kommt das Auto in die dortige (hervorragende !) Toyota-Werkstatt, denn Wartungs- und Reparaturarbeiten stehen an. Außerdem sollen die Ersatzteile, die uns Freunde aus Deutschland mitgebracht haben, endlich eingebaut werden. Wir nutzen die autofreie Zeit für unseren „Botschaftsmarathon“. In Rekordzeit von einer Woche haben wir die drei Visa für die nächsten Länder im Pass. Und darunter auch das chinesische Visum. Das sah im Sommer an der chinesischen Botschaft in Bishkek / Kirgisien ganz anders aus, als wir drei Wochen auf nur ein Visum warten mussten.

Lichterfest in Kathmandu
Lichterfest in Kathmandu

Zur Zeit findet in Kathmandu das hinduistische Lichterfest „Tihar“ statt. Die Menschen dekorieren ihre Häuser innen und außen mit Lichtern und Kerzen, um die Nacht zu erhellen, was uns ein wenig an Weihnachten erinnert. Bei den vielen Stromausfällen eine echte Herausforderung. Auch wir schmücken unser Auto mit einer Lichterkette, was die Nepalis total begeistert. Aber das Fest wird leider von dem tragischen Unglück in den Bergen am Annapurna überschattet. Vor einer Woche hat dort ein Blizzard mehrere hundert Wanderer und Bergsteiger überrascht. Über 40 Menschen konnten nur tot geborgen werden und obwohl immer noch viele Menschen vermisst werden, bieten Trekkingagenturen diese Wanderroute inzwischen wieder an.

Nach 24.000 Kilometern und 66 Camps haben wir inzwischen den zeitlichen Mittelpunkt unsere Reise erreicht. Wir werden für das nächste halbe Jahr die Seidenstraße in Richtung der Nordostprovinzen Indiens sowie Südostasien verlassen. Diese Regionen sind für uns noch weiße Flecken auf der persönlichen Landkarte und wir sind gespannt, was uns dort erwartet.

Weitere Infos zu Indien und Nepal sind in unseren Reiseberichten 2006/07 und 2002 zu finden.